Sechs neue Erinnerungszeichen in den Neuhauser Apostelblöcken: GEWOFAG-Azubis recherchieren Schicksale früherer Mieter*innen

München, 19. Juli 2023
Im Rahmen einer bewegenden Gedenkveranstaltung wurden in den Apostelblöcken in Neuhausen am gestrigen Dienstag, 18. Juli 2023, sechs neue Erinnerungszeichen an Wohnhäusern der GEWOFAG angebracht. Die Zeichen erinnern an Mieter*innen des Münchner Wohnbaukonzerns, die in GEWOFAG-Gebäuden in der Wendl-Dietrich-Straße und der Arnulfstraße lebten und Opfer des nationalsozialistischen Regimes wurden: Adolf Freitag, Mary Frohmann, Friedrich (Fritz) Johann Gemmel, Rudolf Gottlieb und Bella und Martin Stein wurden in den Konzentrationslager oder im Zuge der NS-Euthanasie ermordet oder kamen in Folge des feindseligen gesellschaftlichen Haltung zu Tode. Bei der Gedenkveranstaltung anwesend war neben Dr. h.c. mult. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, auch Prof. Dr. Eberhard Standl, Angehöriger von Adolf Freitag, mit Familie.

An den jeweiligen Gebäuden, in denen diese sechs Münchner*innen gelebt haben, haben die Azubis jeweils über deren Lebenswege berichtet und die Erinnerungszeichen angebracht. In Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München und der Historikerin Dr. Christiane Fritsche recherchierten die Azubis in den vergangenen Wochen und Monaten die Schicksale der ehemaligen Bewohner*innen. Begleitet wurde die Recherche durch Projekttage, zum Beispiel durch einen Besuch im NS-Dokumentationszentrum oder im Münchner Stadtmuseum.

Das Azubiprojekt geht zurück auf eine Anregung des stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden Christian Smolka. Es soll nun verstetigt werden, auch in den kommenden Jahren befassen sich die Azubis der GEWOFAG sich mit der Zeit des Nationalsozialismus und ehemaligen Mieter*innen. Weitere Lebensgeschichten sollen recherchiert, weitere Erinnerungszeichen an GEWOFAG-Gebäuden angebracht werden.

„Besonderes Projekt“
Diese Arbeit an den Erinnerungszeichen hat uns alle sehr geprägt“, sagt Emily Richter, Auszubildende zur Immobilienkauffrau bei der GEWOFAG. „Durch Schule und Medien erhalten wir Einblicke in die damalige Zeit, aber leider nicht so intensiv, wie wir es durch dieses Projekt erleben konnten. Wir sind sehr dankbar für diese Erfahrung und schätzen es sehr, dass die GEWOFAG diese wichtige Arbeit in die Hände von uns Auszubildenden gelegt hat.“

Münchens Bürgermeisterin Verena Dietl sagte bei der Gedenkveranstaltung: „Bei diesem Projekt geht es nicht nur darum, das Gedenken an die verfolgten und ermordeten Mieter*innen an den Hauswänden sichtbar zu machen. Vielmehr werden die Erinnerungszeichen im besten Sinne des Wortes zu Lernorten, wenn sich künftig die Azubis der GEWOFAG während ihrer Ausbildung mit den Lebensgeschichten dieser Frauen Männer und Kinder befassen. Dabei erfahren sie nicht nur, was während der NS-Zeit geschah, sondern sehen auch an konkreten Beispielen, welche Gefahren Rassismus, Menschenfeindlichkeit und Ausgrenzung für eine demokratische Gesellschaft wie die unsere bedeuten.“

„Mitarbeiter*innen der GEWOFAG wurden ab 1933 zu Helfern des Regimes – viele unserer Mieter*innen zu Opfern. Die GEWOFAG konnte sie nach der Machtübernahme der Nazis nicht schützen: Dieses Unrecht tut mir unendlich leid, und dafür entschuldige ich mich im Namen unseres Unternehmens aufrichtig“, sagte Dr. Doris Zoller, Geschäftsführerin der GEWOFAG. „Rassismus und Antisemitismus haben in unserem Unternehmen keinen Platz. Daran erinnern das Projekt und die Erinnerungszeichen. Sie sind Bekenntnis zu unserer historischen Verantwortung und für ein gleichberechtigtes, solidarisches Zusammenleben. Mein Dank gilt den Azubis der GEWOFAG, die dieses besondere und wichtige Projekt mit Leben gefüllt haben.“

Über die Erinnerungszeichen
Erinnerungszeichen werden seit 2018 an Orten angebracht, an denen Menschen lebten, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Die Erinnerungszeichen bestehen aus gebürstetem Edelstahl und sind vergoldet. Es gibt sie in zwei Ausführungen – als Wandtafeln an der Fassade und als Stelen auf öffentlichem Grund. Sie enthalten die wichtigsten Lebensdaten, Angaben zum Schicksal und – falls vorhanden – ein Bild. Durch die gelochte Oberfläche können die Informationen auch ertastet werden.

Über die GEWOFAG
Die GEWOFAG ist eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft und mit rund 39.000 Wohnungen und Gewerbeeinheiten Münchens größte Vermieterin. Sie stellt seit über 95 Jahren den Münchner Bürgerinnen und Bürgern Wohnraum zu erschwinglichen Preisen zur Verfügung und bietet damit Alternativen im angespannten Münchner Wohnungsmarkt. Neben Neubau, Vermietung und sozialen Angeboten sind die Sanierung und Instandsetzung des Wohnungsbestands die wichtigsten Aufgaben der GEWOFAG.

Pressekontakt
Mathias Weber, Konzernpressesprecher GEWOFAG Holding GmbH
Tel.: 089 4123-4144
E-Mail: mathias.weber@gewofag.de

Azubis und Mitarbeiter der GEWOFAG mit Geschäftfsführerin Dr. Doris Zoller (re.) vor dem Gebäude Arnulfstraße 194, an dem ein Erinnerungszeichen angebracht wurde.

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